Gianni Jovanovic
„Ich hab eine Ausbildung gemacht zum Zahnarzthelfer und war der einzige Mann im Jahrgang unter ungefähr 400 Frauen. Als ich fertig war, bekam ich als einziger keinen Job. Ein männlicher Zahnarzthelfer passte nicht ins Bild, damals nicht und heute auch nicht. Eine solche Assistenz muss funktionieren, sich einordnen und formbar sein, sich auch mal rumkommandieren lassen, ohne aufzumucken. Das hat man mir wohl nicht zugetraut, dass ich mich so würde behandeln lassen, weil funktionieren, unterordnen, zurückstecken eben als weibliche Eigenschaften angesehen werden, ich als Mann dagegen als Macher, Macker und unabhängig, ein potenzieller Unruhestifter. Ein stereotyper Eindruck, der durch meine schwarzen Haare, Augen und dunklere Hautfarbe, durch meine Herkunft verstärkt wird.
Wo auch immer ich mich heute engagiere, ob in der Flüchtlingshilfe, in der Vorstandsarbeit der Roma-Community, in Ehrenämtern, immer sind Frauen in der Mehrheit. Ob das immer freiwillig und selbstbestimmt so passiert? Im individuellen Fall hoffentlich schon, aber dieses Missverhältnis zeigt eben: Frauen werden in unserer Gesellschaft als diejenigen angesehen, die sich kümmern, die Familie und Gemeinschaft zusammenhalten, sich emotional und handelnd verantwortlich fühlen. Frauen und Männer werden in diese Gesellschaft hineingeboren, sie werden in diese Rollen hineingedrängt.
Und das schränkt auch mich als Mann ein. Dieses Missverhältnis schränkt uns alle, Frauen und Männer ein, es schränkt unsere Kinder ein. Es ist eine Form von Diskriminierung, die wir viel zu selten als solche erkennen und stattdessen mit ‚Natur‘ und ‚Biologie‘ erklären. Aber das stimmt nicht. Wir können das ändern, wenn wir nur wollen, ernsthaft wollen: Deshalb unterstütze ich die Initiative zum Equal Care Day!“