Frank Werneke, ver.di-Vorsitzender
Als Gewerkschaft für die Bereiche Gesundheit und Pflege sowie Kinderbetreuung und mit über 53% weiblichen Mitgliedern ist bezahlte und unbezahlte Sorgearbeit für ver.di ein wichtiges Thema. Wir streiten seit langem für die Aufwertung dieser überwiegend von Frauen verrichteten Tätigkeiten. Sorgearbeit ist höchst anspruchsvolle und oftmals emotional und körperlich belastende Arbeit. Und sie ist gesellschaftlich notwendige Arbeit.
Das wird aber zu wenig anerkannt: Die Arbeitsbedingungen beispielsweise in der Pflege und in der Kinderbetreuung sind oft von Stress und Überlastung geprägt und machen krank. Darunter leidet auch die Qualität der Dienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger. Und für viele Beschäftigte ist angesichts niedriger Löhne Altersarmut vorprogrammiert.
Es ist höchste Zeit, Care Arbeit in ihrer zentralen Bedeutung für die Gesellschaft zu würdigen, sie als solche sichtbar zu machen und für alle Beschäftigten und für Bürgerinnen und Bürger wertschätzend zu gestalten. Dazu gehört, den Teil der Sorgearbeit, der als entlohnte Arbeit geleistet wird, endlich aufzuwerten und den Anforderungen entsprechend zu bezahlen – wie kann es sein, dass die (männliche) Arbeit an Maschinen um ein Vielfaches besser bezahlt und anerkannt wird als die (weibliche) Arbeit mit Menschen? Zur Aufwertung gehört auch eine Rente, die für ein würdiges Leben im Alter reicht, ebenso wie gute Arbeitsbedingungen in der Sorgearbeit. Und eine Pflegevollversicherung, die eine professionelle und angemessen entlohnte Betreuung Pflegebedürftiger ermöglicht: Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Pflegebedürftigkeit darf kein individuelles Armutsrisiko sein. Und die Kosten für gute Arbeitsbedingungen und anständige Löhne in der Sorgearbeit dürfen nicht gegen die Interessen von Pflegebedürftigen ausgespielt werden. Mit tarifvertraglich gestalteten Arbeitszeitmodellen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern, wollen wir außerdem zur Erleichterung einer partnerschaftlichen Verteilung von Sorgearbeit beitragen.
Am 29. Februar 2020 machen wir öffentlich gemeinsam mit den Initiatorinnen des Aktionstages auf die mangelnde Wertschätzung der gesellschaftlich notwendigen Sorgearbeit aufmerksam und setzen uns für die Aufwertung von bezahlter und unbezahlter Care Arbeit ein.