Meine Dreifachbelastung aus Job, Ehrenamt und Care-Arbeit sehen die meisten nicht
Meine Kinder sind 11 und 14 Jahre alt. Seit 6 Jahren bin ich alleinerziehend. Die Kinder sind alle 14 Tage bei ihrem Vater. Er übernimmt auch die Hälfte der Ferien.
Wenn die Kinder bei mir sind, übernehme ich alle Care-Arbeiten alleine: Haushalt machen, einkaufen, Wäsche waschen, Kinderbetreuung und Erziehung, Elternabende besuchen, Taschengeldausgabe und -verwaltung, Termine vereinbaren und auf deren Einhaltung achten, Geburtstage organisieren, Urlaube planen …
Nach der Trennung war es mir wichtig, dass der Verlust der heilen Familienwelt nicht zu groß für meine Kinder ist. Durch meine Dreifachbelastung muss ich trotzdem um Unterstützung von außen bitten, das übernimmt dann eine der beiden Omas, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Ich will eine gute Mutter sein, meinen Kindern etwas bieten, mit ihnen Zeit verbringen. Und auch für mich selbst habe ich den Anspruch, dass alles gut läuft.
Anja Berger, 48 Jahre
Foto: Stephan Caspari
Ich bin aber nicht nur Mutter, sondern auch Lehrerin und politisch sehr engagiert. Das liegt mir am Herzen. Seit 2 Jahren bin ich bereits ehrenamtliches Mitglied im Münchner Stadtrat. Und aktuell stecke ich mitten im Wahlkampf, denn ich kandidiere erneut. Gerne will ich mich weitere 6 Jahre für die sozialen Themen in der Stadt einsetzen. Auch in München gibt es für Alleinerziehende noch einiges zu verbessern.
Diese Dreifachbelastung aus Job, politischem Amt und Care-Arbeit sehen nur wenige oder können sich tatsächlich vorstellen, was das bedeutet. Es würden sicherlich einige erstaunt schauen, wenn ich meine Stunden mal aufschreibe. Sicher, das gesellschaftliche Klima hat sich verändert und es wird Rücksicht genommen, aber ganz ehrlich – ich dachte, wir seien weiter. Dass es für mich nicht gerade eine Ausnahme ist, dass ich morgens um 6 Uhr aufstehe und erst nach 1 Uhr nachts das Licht ausmache und dazwischen fast kein Leerlauf ist, wissen und sehen die meisten nicht.