Gastbeitrag von Uta Zech. 

Gleiche Bezahlung für gleiche und gleichwertige Arbeit und partnerschaftlich aufgeteilte Care-Arbeit sind nur gemeinsam zu denken. Solange Frauen 1,5mal mehr unbezahlte Familien- und Pflegearbeit übernehmen als Männer, kann sich an den 21 Prozent Lohnunterschied wenig ändern.

Frauen geben ihre Karriereambitionen nicht im Kreissaal ab

Frauenkarrieren enden oft, wenn das erste Kind kommt. Der Blick auf den Gehaltszettel lässt nur eine Entscheidung zu: Frau bleibt zu Hause. Weil sie weniger verdient. Danach arbeiten Frauen häufig in Teilzeit, um Familienarbeit und Erwerbsarbeit vereinbaren zu können, was wiederum zu geringen Renten und Altersarmut führt.
Eine egalitäre Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit ist deshalb unabdingbar. Die Politik ist gefordert, entsprechende strukturelle Veränderungen gesetzlich zu verankern. Das Recht auf einen Kitaplatz und Ganztagsbetreuung in der Grundschule sind gute Voraussetzungen. Elternzeit, die nicht nur zwei, sondern egalitäre sieben Monate vorsieht, verhindert, dass ein Elternteil langfristig aus dem Beruf aussteigt. Väter hätten so gegenüber traditionellen Rollenbildern verhafteten Personalverantwortlichen ein gutes Argument an der Hand, länger als zwei Monate in Elternzeit zu gehen: Geld. Doch auch am Küchentisch muss neu verhandelt werden. Partnerschaftliche Aufteilung von bezahlter Erwerbsarbeit und unbezahlter Familienarbeit beginnt hier.
Unternehmen müssen Care-Arbeit mitdenken statt sie als Störfaktor zu sehen. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Führung in Teilzeit sowie Müttern und Vätern egalitäre Elternzeit aktiv ans Herz zulegen haben den Vorteil, vom Potential aller Mitarbeitenden in einem Unternehmen zu profitieren statt Monokulturen zu pflegen.
Frauen sollten neben der Liebe zu Kind und Gatten eine Liebe zu selbstverdientem Geld entwickeln, Männer im Berufsalltag über Teilzeit, Homeoffice und flexible Arbeitszeiten verhandeln. Das gilt auch, wenn Angehörige zu pflegen sind.

Unbewusste Vorurteile und veraltete Rollenstereotype

Beliebte Beiträge in Diskussionen über Lohn- und Care-Arbeit sind: Frauen wählen selbst schlecht bezahlte Berufe, Frauen wollen keine Karriere, Frauen wollen nicht verhandeln und Frauen entscheiden sich freiwillig für die Familienarbeit. Kurz: Frauen sind für die Lohnlücke selbst verantwortlich.
Allerdings kann es auch der besten individuellen Verhandlungsstrategie nicht gelingen, aus 18 Euro Stundenlohn angemessene 30 zu machen. Mit 18 Euro geht die Vorschullehrerin nachhause, mit 30 der Elektroingenieur. Würden beide Berufe nach geschlechtsneutralen Kriterien bezahlt, müssten sie mit dem gleichen Gehalt entlohnt werden. Wer mit freier Entscheidung argumentiert, übersieht die strukturellen Fallen, die nicht im Verantwortungsbereich von Frauen liegen.
Familien-, Pflege- und Hausarbeit müssen generell aufgewertet werden, nicht nur die unbezahlte, auch die bezahlte. Wie haushaltsnahe Dienstleistungen so entlohnt werden können, dass Leben und Rente davon finanziert werden können, zeigt das unkomplizierte belgische Gutscheinsystem, das gleichzeitig Schwarzarbeit nicht mehr lohnenswert macht.
Alle sind gefordert, wenn es um unbewusste Vorurteile geht. Frauen haben kein Pflege-Gen und Männer kein Porsche-Gen. Die schlechtere Entlohnung von Berufen, in denen hauptsächlich Frauen arbeiten, hat nichts mit den Anforderungen in diesen Berufen zu tun, sondern mit der gesellschaftlichen Bewertung von Pflege, Erziehung und Hausarbeit. Es liegt an uns, diese Bereiche in ihrer Reputation aufzuwerten.

Am 17. März 2020 ist Equal Pay Day

Nach dem Equal Care Day ist Equal Pay Day. Zwei Initiativen, ein Ziel: Chancengleichheit in der Gesellschaft. Dieses Jahr ist das Motto: Auf Augenhöhe verhandeln – WIR SIND BEREIT. Gehen Sie hin, suchen Sie sich Verbündete, Männer und Frauen, organisieren Sie Veranstaltungen, diskutieren Sie mit Ihren Bekannten und Freunden und Freundinnen über die Schieflage bei Care-Arbeit und Bezahlung, reden Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin darüber! Ändern können wir nur gemeinsam etwas.

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Uta Zech

ist Präsidentin des Business and Professional Women Germany e.V.

Der BPW ist Initiator des Equal Pay Day in Deutschland.

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