von Almut Schnerring

Eine neue Studie zum PayGap beim Taschengeld

Jedes Jahr, wenn der Equal Pay Day begangen wird, beginnt sie von Neuem, die Diskussion um den Gender Pay Gap. Eine neue Studie widerlegt erneut alle Argumente, die je nach Wetterlage mal lauter, mal leiser gegen den Lohnunterschied aufgrund des Geschlechts hervorgebracht werden und Initiativen den Wind aus den Segeln nehmen wollen.

Die fünf beliebtesten Argumente noch einmal kurz zusammengefasst:

  1. „Aber es sind doch gar keine 21%, es sind doch „nur“ x* % Unterschied!“ *beliebige Zahl 0<x<21
  2. „Frauen fallen nun mal wegen der Kinder länger aus, das liegt in der Natur der Sache.“
  3. „Frauen wählen häufiger Halbtagsstellen, soll das auch noch belohnt werden?“
  4. „Frauen wählen die falschen Jobs, selbst Schuld, wenn sie in Branchen einsteigen, in denen nun mal weniger verdient wird“
  5. „Frauen verhandeln eben schlechter!“

Die Fakten …

… zu 1.

Eigenartige Strategie, einen Missstand widerlegen zu wollen, als ob weniger Unterschied kein Unterschied und damit fair wäre. Und wenn der Unterschied nur bei 3% liegt, hat der Equal Pay Day doch trotzdem seine Berechtigung!

… zu 2. und 3.

Frauen kümmern sich häufiger um Kinder, Kranke, Alte, Pflegebedürftige – soll das auch noch bestraft werden? (Wir verweisen dezent auf den Equal Care Day, eine der Hauptursachen für den PayGap.)

… zu 4.

Stimmt nicht, auch in MINT-Berufen verdienen Frauen weniger als ihre Kollegen, in derselben Branche, in vergleichbarer Position.  Studie

… zu 5.

Stimmt nicht. Weder fragen sie seltener nach einer Gehaltserhöhung, noch verhandeln sie defensiver. > Studie

Mädchen bekommen weniger Taschengeld als Jungen

Wer weiterhin argumentiert, Frauen seien selbst Schuld, dass sie im Durchschnitt weniger verdienen als Männer, möge einen Blick in die Kinderzimmer werfen. Schon hier gibt es den Gender Pay Gap: Mädchen bekommen im Durchschnitt weniger Taschengeld als Jungen.

Das zeigte schon eine Studie in 2009, auch in einzelnen Städten wurden Unterschiede belegt (z.B. in Frankfurt a.M.), und jetzt zeigt eine neue: bei den 16-25 Jährigen beträgt der Unterschied 19%. Jungen dieser Altersspanne in Deutschland haben im Durchschnitt 345 Euro zur Verfügung und Mädchen 291 Euro – für 44% ist das Taschengeld der größte Posten.

Keins der o.g. Argumente greift:

Eigenen Nachwuchs, um den sich gekümmert werden muss, gibt es bei Kinder noch nicht (auch bei den bis zu 25-Jährigen wohl eher die Ausnahme als Ursache für den Gap), auch keine zu pflegende Schwiegermutter. Am falschen Beruf kann es auch nicht liegen, dass Mädchen weniger Taschengeld bekommen. Möchte jetzt noch jemand an Punkt 5 festhalten und den Gender Pay Gap damit begründen, dass Mädchen eben zu schlecht über die Höhe ihres Taschengelds verhandeln? Verlangen wir also wirklich von Mädchen, gefälligst selbst darum zu kämpfen, mehr Geld zu bekommen, damit Erwachsene keinen Unterschied machen, wenn sie Kindern den Umgang mit Geld vermitteln und ihnen eigenes zur Verfügung stellen?

Und es gibt eine weitere Erklärung, warum die Spanne über das Taschengeld hinaus noch größer wird, warum Jungen insgesamt mehr Geld zur Verfügung haben als Mädchen: Töchter müssen sich häufiger um jüngere Geschwister kümmern als Söhne. Jungen werden stattdessen mehr Jobs im Haushalt zugewiesen (z.B. Rasenmähen, Auto putzen) die den Erwachsenen offenbar Geld wert sind, ganz im Unterschied zum Wickeln, Schuhe binden, Zähne nachputzen, Brei löffeln. Womit wir wieder beim Equal Care Day wären …

Der Paygap beginnt im Kinderzimmer