Infoblatt zum Equal Care Day

Bonn, im Februar 2020

Die grundlegenden Muster, die später zum Gender Care Gap führen, werden bereits in der frühen Kindheit eingeübt, da Töchter sehr viel stärker in die Familienarbeit einbezogen werden, zum Beispiel wenn es um die Betreuung jüngerer Geschwister geht, und da Söhne durchschnittlich mehr Taschengeld und die teureren Geschenke zu Weihnachten und Geburtstagen bekommen.“

Sascha Verlan und Almut Schnerring, Initiator*innen des Equal Care Day.

Equal Care Day

Am Anfang und am Ende des Lebens sind wir darauf angewiesen, dass andere Menschen sich um uns kümmern, bedingungslos fürsorglich sind. Aber auch in den Jahren dazwischen stellt sich die Frage: Wer kocht, räumt auf und putzt? Wer erzieht, betreut und pflegt? Wer hört zu und gibt Rückhalt? Wer ist bereit, die eigenen Wünsche zurückzustellen und sich hier und jetzt um andere zu kümmern? All diese Care-Aufgaben sind in unserer Gesellschaft sehr ungleich verteilt, im professionellen Bereich wie im Privaten.

  • Seit 2016 wirbt die Initiative Equal Care Day mit einem jährlichen Aktionstag für mehr Wertschätzung, für eine gerechte Rollenverteilung und eine faire Bezahlung von Sorge-Arbeit.
  • Dazu findet im Schaltjahr 2020 am 28. und 29. Februar eine zweitägige Konferenz in Bonn statt.

  • Erwartet werden rund 160 Teilnehmer*innen, die in Sessions, Vorträgen und Workshops die aktuelle Care-Situation in Deutschland analysieren, hinterfragen und Lösungsansätze diskutieren.

  • Die Ergebnisse, Wünsche und Bedarfe des Kongresses fließen in einen Forderungskatalog ein, der als Manifest zu einem späteren Zeitpunkt der Stadtgesellschaft, dem Landtag und Bundestag vorgelegt wird.

  • Darüber hinaus gibt es Aktionen und Veranstaltungen bundesweit in über 20 Städten.

Der Equal Care Day – worum geht’s?

Sorgearbeit ist ein unverzichtbarer Beitrag für unsere Gesellschaft, läuft aber in ihrer Wirksamkeit unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung und Wertschätzung. Das will der Equal Care Day ändern. Mit einem jährlichen Aktionstag am 29. Februar (1. März) macht die gleichnamige Initiative seit 2016 auf die mangelnde Wertschätzung und ungerechte Verteilung von Care-Arbeit aufmerksam. Unter dem Titel „Wege in eine fürsorgliche Demokratie“ wirbt sie in diesem Jahr mit einer zweitägigen Veranstaltung in Bonn für eine gerechtere Rollenverteilung und eine faire Bezahlung. Ziel aller ECD-Aktionstage ist, die Sorgearbeit aus der Nische des unsichtbaren Engagements herauszuholen und Politik und Gesellschaft dafür zu gewinnen, Care-Arbeit neu zu gewichten.

Care-Arbeit – who cares?

Kinder betreuen, Angehörige pflegen, sich um den Haushalt kümmern – wer macht es und wer trägt die Verantwortung dafür? Im professionellen Bereich sind über viermal mehr Frauen als Männer in der Fürsorge tätig, dort dann meist im Niedriglohnsektor oder in der Schattenwirtschaft. Spätestens im Alter wird diese unfaire Verteilung und Bezahlung von Care-Arbeit sicht- und spürbar: Menschen, die in Care-Berufen arbeiten, riskieren Altersarmut.
Und auch im Privaten sieht es nicht wirklich besser aus, Care- oder Fürsorge-Arbeit gilt traditionell noch immer als „frauentypisch“ und wird als persönliche Entscheidung betrachtet und als unentgeltliche Leistung herabgesetzt.

Der Equal Care Day steht deshalb nicht nur für mehr Wertschätzung sondern auch für eine faire Verteilung von Sorgearbeit.

Die grundlegenden Muster, die später zum Gender Care Gap führen, werden bereits in der frühen Kindheit eingeübt, da Töchter sehr viel stärker in die Familienarbeit einbezogen werden, zum Beispiel wenn es um die Betreuung jüngerer Geschwister geht, und da Söhne durchschnittlich mehr Taschengeld und die teureren Geschenke zu Weihnachten und Geburtstagen bekommen.“

Sascha Verlan, Initiator Equal Care Day

Der Equal Care Day – warum ein Aktionstag?

Der jährliche Equal Care Day-Aktionstag ist kein „Heute-putzt-mal-der-Mann-Gedenktag“, sondern wirbt dafür, dass jeder Tag ein Equal Care Day wird. Ziel ist es, die Fürsorge-Arbeit aus der Nische des unsichtbaren Engagements herauszuholen und Politik und Gesellschaft dafür zu gewinnen, die unterschiedlichen Bereiche von Care-Arbeit ernst zu nehmen und neu zu denken: Haushalt, Erziehung, Betreuung und Pflege, beruflich und privat, im Unternehmen, Fürsorge, Selbstsorge und Umweltschutz, von der Geburt bis zum Tod muss neu – und damit besser – gewichtet und wertgeschätzt werden.

Es ist dringend an der Zeit, einmal auszurechen, wieviel Care ein Mensch
in seinem Leben durchschnittlich braucht, um auf dieser Grundlage zu
entscheiden, welche Rolle Sorgearbeit in wirtschaftlichen Berechnungen und
einer sozialen Wertschöpfungskette in Zukunft spielen soll. Denn es ist diese
Arbeit, auf der alles Miteinander und jeder wirtschaftliche Gewinn fußt
Almut Schnerring, Initiatorin Equal Care Day

Der Equal Care Day findet jährlich am 29. Februar und in Nicht-Schaltjahren am 1. März statt. Das Datum liegt bewusst auf einem Tag, der – wie die Care-Arbeit selbst – nicht immer sichtbar ist.

Der Equal Care Day-Aktionstag 2020 in Bonn – wer kann dahin?

Unter dem Titel ‚Wege in eine fürsorgliche Demokratie‘ laden die Initiator*innen und Unterstützer*innen des Equal Care Day im Schaltjahr 2020 erstmals zu einer großen, zweitägigen Konferenz nach Bonn. Dazu werden am 28. und 29. Februar rund 160 Teilnehmer*innen erwartet. Willkommen sind alle, die – privat oder professionell – im Bereich Care und Pflege, Familienarbeit und Geschlechtergerechtigkeit aktiv sind, oder einfach mehr über Care-Arbeit erfahren wollen.

Die Besucher*innen erwartet ein BarCamp mit verschiedenen Sessions, eine Abendgala im Bonner Pantheon sowie Fachvorträge zur aktuellen Care-Situation. Außerdem werden in verschiedenen Workshops Wünsche, Bedarfe und Mängel diskutiert sowie Strategien und politische Forderungen entwickelt, deren Ergebnisse in ein gemeinsames Manifest gegossen und später der Stadtgesellschaft, dem Bundestag und dem Landtag vorgestellt werden.

Der Equal Care Day – whodunnit?

Die Initiative Equal Care Day wurde 2016 von Almut Schnerring und Sascha Verlan ins Leben gerufen. Seit 2018 wird er vom gemeinnützigen Verein klische*esc e.V. verantwortet. Die beiden Journalistinnen und Autoren schreiben und produzieren gemeinsam Radiofeatures und Hörspiele, verleihen mit dem goldenen Zaunpfahl den jährlichen Negativpreis für absurdes Gendermarketing, betreiben den Rosa-Hellblau-Falle-Blog und schreiben Bücher. Zuletzt „Equal Care? Über Fürsorge und Gesellschaft“ (Verbrecher-Verlag, Berlin), das am 18. Februar in den Handel kommt. Almut Schnerring und Sascha Verlan leben mit ihren drei Kindern in Bonn.