Den Weihnachtsbazar vom Förderverein des Kindergartens organisieren und betreuen, Engagement bei den Tafeln, Adventssingen mit Senior*innen, Flüchtlingshilfe, Freiwillige Feuerwehr, Wahlhelfer*in, Umweltschutz, Personalrät*innen, Mithilfe im Pflegeheim … rund 16 Millionen Menschen in Deutschland haben sich 2021, laut Statista/AWA ehrenamtlich betätigt. Dazu zählen Menschen, die freiwillig und ohne Bezahlung bei einer Organisation, Initiative, Verein oder Ähnlichem arbeiten.
Ein großer Teil dieser Arbeit ist Care-Arbeit. Beim Pflegeheim, Seelsorge-Telefon oder der Obdachlosenhilfe ist das direkt ersichtlich, bei der Freiwilligen Feuerwehr, im Taubenschützer-Verein oder in der Kirchenverwaltung dagegen erst auf den zweiten Blick. Und hier kommt unser neues Projekt auf den Tisch, das wir heute, am Internationalen Tag des Ehrenamts, vorstellen:
Mental Load@Ehrenamt
Das Ehrenamt hinter den Ehrenämtern
Der aktuelle Deutsche Ehrenamtssurvey besagt, dass sich zwar in etwa gleich viele Männer wie Frauen ehrenamtlich engagieren, Männer jedoch mehr Stunden pro Woche einbringen – das hat uns nachdenklich gemacht. Kann das stimmen? Oder handelt es sich auch hier, wie so oft bei vermeintlichen Geschlechterunterschieden, um eine verzerrte Wahrnehmung?
Immerhin wird eine der wichtigsten Ursachen benannt: der Gender Care Gap:
Frauen bringen mehr Zeit für die Betreuung von Kindern und für die Pflege und Sorge um Familienangehörige auf – Zeit, die für ehrenamtliche und freiwillige Tätigkeiten nicht mehr zur Verfügung steht. Um mehr Frauen über den Lebenslauf hinweg für freiwilliges Engagement zu gewinnen, ist es also unter anderem notwendig, stereotype Geschlechterrollen und die traditionelle Arbeitsteilung aufzubrechen. BMFSFJ, Freiwilliges Engagement von Frauen und Männern
Was aber wieder einmal übergangen wird, ist das Ehrenamt hinter den Ehrenämtern. Die unsichtbare Care-Arbeit, die unzählige Frauen nicht in der Familie, sondern ehrenamtlich leisten, aber auch dafür nicht gesehen und statistisch deshalb auch nicht erfasst werden. Ist es nicht vielleicht sogar an der Zeit für eine Erweiterung des Begriffs „Ehrenamt“?
In den Diskussionen um Mental Load und die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit, bleibt der Bereich des Ehrenamts bisher außen vor. Andersherum ist das offenbar auch der Fall: die Care-Arbeit und MentalLoad im Ehrenamt bleibt weitesgehend unsichtbar. Das muss sich ändern, und deshalb ist heute, am Tag des Ehrenamts, zugleich der Starttermin für unser neues Projekt.
Damit ehrenamtliches Engagement möglich ist, braucht es frei verfügbare Zeit jenseits der eigenen Erwerbstätigkeit und Sorgeverpflichtungen. Aber auch das Ehrenamt selbst kann nur funktionieren, wenn bestimmte Care-Aufgaben – oft sind es auch hier die klassischen Haushaltstätigkeiten – erledigt werden. Und dieses Ehrenamt hinter den Ehrenämtern, das leisten wie auch sonst in der Gesellschaft, im Privaten und Professionellen überwiegend Frauen.
Und so entwickelt die Initiative Equal Care Day deshalb aktuell einen speziellen Fragebogen zur MentalLoad@Ehrenamt, der zum einen ein Bewusstsein dafür schaffen soll, welche grundlegenden, gleichwohl unsichtbaren Vorarbeiten geleistet werden müssen, damit ein Ehrenamt im klassischen Sinne überhaupt möglich wird. Zum anderen bietet der Fragebogen ein Instrument, die Verteilung dieser basalen Aufgaben zu ermitteln und zu quantifizieren.
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