Sorgearbeit ist keine private Entscheidung und Angelegenheit. Und es sind zuallererst gewinnorientierte Unternehmen, die von der privaten Care- und Reproduktionsarbeit profitieren, von der Arbeit gesunder, ausgeglichener, engagierter und gut ausgebildeter Mitarbeiter*innen. Doch welche fürsorgliche Rolle und Verantwortung übernehmen dabei die Unternehmen selbst, ihren Belegschaften gegenüber, durch ihre Waren- und Dienstleistungsangebote, in Kommunikation und Werbung, für die Gesellschaft und die Konsument*innen? Was ist der Beitrag der Unternehmen zum Gelingen einer (fürsorglichen) Gesellschaft?

Gertrud Hennen

Gertrud Hennen ist Diplom Pädagogin, Projekte rund um die Themen berufliche Orientierung, Berufseinstieg/Wiedereinstieg, berufliche Veränderungen, sowie Veränderungen in der Berufswelt insbesondere mit dem Fokus auf Frauen tätig.

#Mitarbeiter*innenverantwortung, #gesunde Führung, #Geschlechtergerechtigkeit

Gertrud Hennen
Workshop Fürsorgliche Unternehmen

Protokoll

Datum: 29.02.2020
Protokollantin: Anastasia Schormann

Vorstellung von Gertrud Hennen und ihrer Ansicht:

Einbindung von Care-Arbeit bleibt oftmals außen vor → Forderung nach Einbindung von Care-Arbeit in die Unternehmen

Einstieg in die Gruppenarbeit durch Fragerunde

(Antworten durch Versammeln auf der rechten Seite → ja /linken Seite des Gruppenbereiches -> nein)

  1. Seid ihr in einem Unternehmen angestellt?
    Nahezu gleiche Verteilung , ca. die Hälfte der Teilnehmer nicht angestellt (z.B. arbeitslos, Rentner, selbsständig) – die andere Hälfte sind Angestellte (z.B. bei Hochschulen, bei der Automobilindustrie)
  2. Leistet ihr Care-Arbeit:
    Hälfte bejaht, andere Hälfte verneint → Jedoch unter denen die angeblich keine Care-Arbeit leisten: Pflege des Hundes (Unsicherheit ob sie überhaupt Care-Arbeit leisten, sich der Definition nicht sicher)
  3. Bei mir hat sich die Care-Arbeit auf meine berufliche Laufbahn ausgewirkt?
    Meldungen – einzelne Erzählungen

Entwicklung von Forderungen durch ein Rollenspiel:

Ausgangssituation: Mittelständisches Unternehmen mit zahlreichen Bereichen

  • Chef hat Vortrag über Care-Arbeit gehört, war begeistert und hat alle Unternehmensabteilungen beauftragt sich Maßnahmen und Methoden zu überlegen, um Care-Arbeit einzubinden
  • Es soll sich gefragt werden was sind die Gründe um Care-Arbeit einzubinden, und wie können die jeweiligen Abteilungen davon profitieren
    Bildung von 3 Gruppen (Gruppe 1,2,3), in denen ca. 30 Minuten diskutiert wird.
  • 1 / Geschäftsführer, Management – 2 / Personaler – 3 / Engagierte Angestellte

Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse

Ergebnisse:
Gruppe 1

  • „Pflegekoffer“ und Beraterteam
  • Achtsamkeitstraining/Supervision (mehrfach als Grundlage für Vertrauen und eine neue Unternehmenskultur“)
  • → interner Ansprechpartner/-koordinator & externer Trainer
  • sich selbst verletzlich zeigen (Vorbild)
  • → Geschichten im Internet erzählen, Marketing
  • → „Kamingespräch“
  • Transparenz
  • Ganzheitlicher Blick, individuelle Lösung
  • Langfristige Messbarkeit
  • Beseitigung von Konkurrenzsituationen (finanziell/ Karrierepfad)
  • Personal (andre MA-Gespräche, Führungsspanne überdenken)

Gruppe 2

  • MA-Befragung mit Betriebsratunterstützung
  • Zuvor: Info-Veranstaltung (U-interner ECD)
  • „sich kümmern“ (Verantwortung übernehmen) → Kümmerzeit
  • Tandems bilden -> Tandem-Pool (generationsübergreifend → Wissenstransfer)
  • Organisationsstruktur in Richtung Solidarität aufbauen
  • Profil von Kompetenzen, die auch außerhalb des Berufes erworben werden (z.B. Im Ehrenamt)
  • Eigeninitiative und Eigenverantwortung unterstützen (Netzwerke fördern)
  • Ergebnisse nach Innen + Außen kommunizieren
  • „Menschengerechtes Arbeiten“ → Alle gehören dazu
  • Flexibilität für „Eigenprojekte“
  • MA + Unternemen = Geben + Nehmen

Gruppe 3

  • Flexibles Zeitmanagement
  • Verständnis und Wertschätzung
  • Individuelle Lösungen
  • Meetings bis 15 Uhr
  • Planungssicherheit
  • Transparente Arbeitsprozesse
  • Eltern-Kind Arbeitsplatz
  • Möglichkeit für Home-Office
  • Dinner-Bags
  • Anerkennung und Abfrage von Sorgekompetenzen → Beförderung
  • Familienwerke
  • Betreuung in Elternzeit
  • Notfallbetreuung
  • Vertretungsregelungen im Unternehmen
  • Zeitkonten und Lebensarbeitszeitmodell
  • Finanzielle Absicherung
  • Arbeitsmodelle: z.B. Vollzeit = 30 h
  • Anti-Wissensmonopole
  • Väter nehmen Elternzeit= Selbstverständlichkeit!
  • Subventionierung des höheren Gehalts bei Elternzeit

Festlegen der Forderungen für das Manifest:

  • → Neue Unternehmenskultur (Mensch als Ganzes, menschengerechtes Arbeiten, Vertrauenskultur)
  • → Neubewertung von Arbeit
  • → Equal Pay
  • → Arbeitszeitflexibilisierung auf Lebenszeit
  • → Finanzielle Kompensation für Carezeiten